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Was ist Kolposkopie?

von Dr. med. Stefan Seidl, FIAC – Hamburg

In den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts – es grassierte der klinische, mit bloßem Auge erkennbare Gebärmutterhalskrebs junger Frauen – suchte und fand der deutsche Arzt Hans Hinselmann eine optische Vergrößerung, um kleine Karzinome entdecken zu können.

Er arbeitete zunächst mit einer Präparierlupe der Fa. Leitz und nannte seine Methode „Kolposkopie“, abgeleitet vom griechischen Wort „Kolpos“ (Scheide/Portio) und „skopein“ (betrachten). Inzwischen wird die Endung „skopie“ auch auf das untersuchte Organ bezogen und z. B. von Vulvoskopie, Mamilloskopie oder Dermatoskopie gesprochen.

Die Kolposkopie stellt eine optische Mikro-Inspektion dar, die mit einer stereoskopischen Lupe eine 4- bis 40-fache Vergrößerung von Gewebeoberflächen erreicht. Damit gehört diese Technik als Elementar-Kolposkopie zur Standarddiagnostik vor allem des Frauenarztes in der Praxis. Ihr Aufgabengebiet umfasst nicht nur die Karzinomfrüherkennung, sondern ermöglicht auch eine bessere und frühere Diagnostik entzündlicher und funktioneller Erkrankungen sowie ideale postoperative und Verlaufskontrollen.
Auch der Dermatologe profitiert bei der Diagnostik der Hauterkrankungen von der idealen stereoskopischen Vergrößerung der Hautoberfläche.

Die Hoffnung von Hinselmann, mit der Kolposkopie eine frühere Erkennung des Zervixkrebses zu erreichen, ist längst in Erfüllung gegangen und sogar übertroffen worden! Die Kolposkopie ist seit langem weltweit etabliert und hat wesentlich dazu beigetragen, die formale Genese des Zervixkarzinoms zu entschlüsseln.

Besonders seit der Demaskierung der Virusgenese dieses Krebses kommen die Vorzüge der kolposkopischen Technik vollends zum Vorschein. Sie vermag als Differenzial-Kolposkopie, besonders in der Hand des Fachmanns in der Dysplasiesprechstunde, des niedergelassenen Gynäkologen oder auch einer entsprechenden Abteilung eines Krankenhauses, die vielfältigen Formen der HPV-Infektion zu erkennen und zu differenzieren. Damit kann eine dem Krankheitsgrad entsprechende selektive und gezielte Therapie erfolgen.
Das Kolposkop findet dabei oft als Operationsmikroskop bei der Laser- und Loop-Therapie eine ideale Anwendung.

Als vorläufigen Höhepunkt in der Entwicklung kann die Tele-Kolposkopie angesehen werden. Diese Methode gestattet eine akustisch-optische Live-Übertragung des Untersuchungsganges, die per Internet weltweit übertragen werden kann. Diese Technik gestattet sowohl eine kontrollierende Mitbetrachtung eines Experten als auch eine computergesteuerte Fort- und Weiterbildung.